Erbse auf Kirchturmspitze mit Tusche und dem kompletten „Vater unser“ beschriftet:
Ich möchte in diesem Beitrag ein kurioses Objekt erwähnen an dem konservatorisch die Aufbewahrungsweise in einem geborstenen Glasdom wieder her zu stellen war. Im gesamten war das Objekt gut erhalten und sollte auf Wunsch keiner Restaurierung unterzogen werden.
Dennoch halte ich das Objekt als besonders erwähnenswert!
Die Miniatur der Kirche (insgesamt ca. 8 cm hoch) besteht aus Lindenholz und ist mit auf deren Dach sitzenden Vögeln verziert. Die farbliche Gestaltung wurde mit Tusche vorgenommen. Laut Besitzer stammt diese Miniatur aus Familienbesitz und wurde von einem Ihrer Vorfahren, einem Lehrer gefertigt. Dieser beschäftigte sich in der 2. Hälfte des 19. Jh mit vielerlei Miniaturen und kaligrafischen Übungen. Die antiquarische Miniatur besitzt einen Glockenturm auf dessen Spitze eine getrocknete Erbse befestigt wurde.
Die auf einer Nadel befestigte Erbse hat einen Durchmesser von ca. 6 mm und wurde spiralförmig beschriftet. Bei genauer Betrachtung ist eine Spirallinie über die muggelig getrocknete Oberfläche der Erbse mit Bleistift vorgezogen worden. Entlang der Linie wurde mit Bleistift vorgeschrieben und in kaligrafisch feinster Manier in Tusche überschrieben.
Der Text ist das Christliche Gebet „Vater unser“ in voller Länge!
Beobachtungen: Die Erbse muss getrocknet beschrieben worden sein. Die zur Verfügung stehende Fläche zur Beschriftung war nicht nur sehr klein und kugelrund, sondern auch noch uneben und verschiedenartig rauh, was eine Beschriftung mit Feder und Tusche sicher nicht einfacher gemacht haben dürfte.
Laut Überlieferungen soll der Vorfahre ohne größere technische Hilfen ausgekommen sein.