Pfeilgeschütz für Römisch germanisches Zentralmuseum für antike Schiffahrt in Mainz

Kanonenboot klar zum Gefecht!

Zweiter Römerschiff-Nachbau komplett / „Wandergeselle“ baut das Geschütz

Der zweite Nachbau eines der in der Hilton-Baugrube gefundenen Römer-Schiffe ist fertiggestellt. Für das „Kanonenboot“ baut ein Handwerksgeselle „auf der Walz“ nach antiken Beschreibungen ein halbautomatisches Pfeilgeschütz.

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Das Segel ist eingerollt, auf dem ausladenden Deck weist ein leinenes „Zelt“ den Sitzplatz des Rudergängers aus. Das als „Schiff 3“ geführte, aber als „Kanonenboot“ ob seiner offenbar militärischen Verwendung bezeichnete Fundstück aus der Hilton-Baugrube Löhrstraße ist ein weiterer optischer Anziehungspunkt des „Museums für Antike Schiffahrt“. Und auch die Originalfunde sind, bis auf den noch zu gestaltenden Sockel, inzwischen museumsgerecht hergerichtet.

Geschützteam RGZM15092015

In der Schreinerwerkstatt legt der 21jährige Dirk Nowak aus Wangen (Allgäu) Hand an den nach Literaturstudien von Dr. Ronald Bockius entstandenen Nachbau eines halbautomatischen Pfeilgeschützes. „Dirk Nowak kam wie vom Himmel geschickt“, strahlt Museumsleiterin Dr. Barbara Pferdehirt. Ein Büchsenmacher hatte bereits mit der Realisierung des Nachbaus begonnen, dann aber die Arbeit nach Monaten halbfertig im Stich gelassen. Er wollte sich nicht drängen lassen

„Ich spaziere gerne durch Museen, und das Mainzer ist ja bekannt“, erklärt der gelernte Möbelrestaurator Dirk Nowak, der seit einem Dreivierteljahr ganz im traditionellen Sinn der Zünfte „auf der Walz“ ist. Eigentlich hatte er Ende Januar nur mal in die Lehrwerkstatt „schnuppern“ wollen, aber dann lockte die ebenso ungewöhnliche wie ehrenvolle Aufgabe, das „Kanonenboot“ aufzurüsten.

Schiff mit Geschütz RGZM15092015

Nur zweimal wurde ein solches Pfeilgeschütz, wie es derzeit der Vollendung entgegengeht, bislang nachgebaut, weiß Schiffsarchäologe Dr. Bockius, „einmal vom Obristren Schramm für die Saalburg“. Die Schwierigkeit: Nichts ist durch Funde belegt. Aber: Es existiert detailliert beschreibende antike Literatur über das Geschütz mit einer Reichweite von mehreren hundert Metern und ungeheuerer Durchschlagskraft, in dessen Magazinkasten rund zehn Pfeile Platz finden.

Dass die Rekonstruktion von „Schiff 3“ gelungen ist, zeigt nicht zuletzt die erläuternd gezeigte Abbildung eines 1980 im französischen Rethel gefundenen Silberschiffchens. „Dieselben Proportionen wie das ehemals von 14 Ruderern bewegte Kanonenboot“ stellt Dr. Barbara Pferdehirt fest.

Zeitungsbericht 05.03.1998, Lokales, AZ Mainz, Text von Bernd Funke, Bilder 1+2 von Dirk Nowak, Bild 3 Museum für antike Schifffahrt Mainz.

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